Merkblatt: Allergische Alveolitis
("Vogelhalterlunge", "Farmerlunge", "Befeuchterfieber" etc.)
Vorbemerkung
Bei dieser Erkrankung findet die allergische Reaktion nicht an den Augen, der Nase, der Haut oder Bronchien, sondern vor allem in den Lungen statt. Die Lungen reagieren mit einer Entzündung, die aber nicht - wie beim "Heuschnupfen" oder beim allergischen Bronchialasthma - unmittelbar nach Einatmen des Allergens einsetzt, sondern um 4 - 12 Stunden verzögert wird.
Allergene, die diese Erkrankung auslösen, sind vorwiegend tierische Eiweiße. Sie kommen in Staub und Kot von Tauben, Wellensittichen und anderen Ziervögeln, aber auch bei Hühnern, Enten und sonstigen Geflügelarten vor. Auch Federn im Kopfkissen oder in der Bettdecke kommen als Ursache in Frage. Seltener sind bestimmte Medikamente und chemische Substanzen für die Krankheit verantworttlich (z.B. Isozyanat).
Auch Bestandteile von Schimmelpilzsporen und bestimmte Bakterien können als Allergen wirksam sein, wenn sie die Lungenbläschen erreichen. Aquarien, Befeuchter- und Klimaanlagen, Silos, feuchtes Heu und Tierfutter, einschließlich Fischfutter, Füllmaterial von Matratzen sowie altes Holz und Sägespäne sind Quellen dieser Allergene.
Vogelausstellung

Auswirkungen auf Herz und Lunge
Jeder neue Kontakt mit dem Allergen löst einen Entzündungsvorgang aus, der mit Veränderungen im Lungengewebe einhergeht. Ohne Behandlung entwickeln sich nach jahrelang immer wieder auftretenden allergischen Entzündungen zunehmend Lungenbezirke mit Narbengewebe, das die Atmung erschwert und nicht mehr an der Atmung (Gasaustausch von Sauerstoff und Kohlendioxid) beteiligt ist. Schließlich wird auch das Herz in Mitleidenschaft gezogen.
Beschwerden
Bei massivem Allergenkontakt können Beschwerden wie bei einer Lungenentzündung auftreten: hartnäckiger Husten mit und ohne Auswurf, Atembeschwerden, Fieber und Frösteln sowie eine rasche Atmung und schneller Puls. Bei chronischem, schleichendem Verlauf überwiegen ein allgemeines Krankheitsgefühl ("Grippe") mit Muskelschmerzen, besonders in den Waden, eine eindrucksvolle Gewichtsabnahme und nachlassende körperliche Belastbarkeit.
Wie erkennt der Arzt die Krankheit?
Erste Hinweise geben die Beschwerden und ein Untersuchungsbefund, der demjenigen einer Lungenentzündung ähnelt.
Das Röntgenbild der Lunge bzw. die Computertomographie zeigt häufig charakteristische Veränderungen, die auf eine Beteiligung des Zwischenzellgewebes der Lunge bzw. auf vermehrten Fasergehalt der Lunge schließen lassen.
In den meisten Fällen lassen sich im Blut erkrankter Menschen typische Eiweißkörper feststellen, die der Organismus gegen das Allergen bildet. Ferner läßt sich eine Überempfindlichkeit bestimmter weißer Blutzellen (T-Lymphozyten) nachweisen. Der Hauttest ist weniger aussagekräftig.
Mit Hilfe von Lungenfunktionsuntersuchungen kann die Einschränkung der Lungentätigkeit bzw. die gestörte Sauerstoffaufnahme - auch unter Belastung - bewiesen werden.
Bei Zweifelsfällen erfolgt eine Inhalation mit dem verdächtigen Allergen, evtl. in Verbindung mit einer Untersuchung der Spülflüssigkeit aus den Atemwegen.
Behandlung
Entscheidend ist das sofortige Meiden des Allergens, z.B. die umgehende Abschaffung des Vogels sowie von Federbetten und Federkopfkissen im Schlafzimmer des Patienten, Reduzierung von Topfpflanzen (Schimmelpilze !), Entfernung von Aquarien und Verzicht auf Nahrung mit Schimmelpilzauflagerungen (Käse, Wurst u.a.).
Da die Allergenquelle zunächst meist unklar ist und die entzündlichen Lungenveränderungen zu Sauerstoffmangel führen können, ist in der Regel eine einleitende stationäre Behandlung notwendig. Ferner ist in der Anfangsphase eine längere Kortisonbehandlung, die eine sorgfältige Überwachung des Patienten voraussetzt, meist nicht zu umgehen. Bei faserigem Umbau der Lunge sind u.U. weitere Behandlungsmaßnahmen notwendig.
Krankheitsverlauf
Bei frühzeitiger Diagnose ist der Krankheitsverlauf gut zu beeinflussen. Je später die Krankheit erkannt wird, desto schwerwiegender sind Auswirkungen auf Lunge und Herz, die nicht rückgängig zu machen sind.
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