Therapiemonitoring von Omalizumab im Kindes- und Jugendalter –
Auswirkungen auf die Gesamt-IgE-Konzentration
J. O. Steiß1, C.Geidel1, P. Strohner2, G.Becher3, H.Lindemann1, K.P. Zimmer1
Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Pädiatrische Pneumologie und Allergologie1,
BioTeZ Berlin-Buch GmbH2, BecherConsult Berlin GmbH3,Feulgenstraße 12, 35385 Gießen
Einleitung
Omalizumab ist ein monoklonaler Anti-IgE-Antikörper, der an zirkulierende IgE-Moleküle bindet und die Exprimierung des hochaffinen IgE-Rezeptors (FceRI) auf Mastzellen, Basophilen und Eosinophilen unterdrückt (Abb.1). Dosierung und Häufigkeit richten sich nach dem Gesamt-IgE im Serum vor Therapiebeginn und dem Körpergewicht (Abb. 2).
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Abb.1: Omalizumab blockiert die Bindung von IgE u.a. an Mastzellen und reduziert FceRI-Rezeptoren
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Patienten und Methodik
Wir berichten von 10 Patienten im Alter von 8-17 Jahren, bei denen wir wegen eines schweren allergischen Asthma, zum Teil kombiniert mit einer ausgeprägten Rhinokonjunktivitis (n = 8), Erdnussallergie (n = 2), Insektengiftallergie (n = 1) und/oder Neurodermitis (n = 4) mit einer Anti-IgE-Therapie begonnen haben (Tab. 1).
Alle 10 Patienten wurden aufgrund von erhöhten Gesamt-IgE-Werten (n = 7), die außerhalb der Dosierungsempfehlungen (>750 IU/ml) lagen bzw. wegen des Alters < 12 Jahren (n = 4) nach entsprechender Aufklärung und Einwilligung der Eltern behandelt. Die gewählten Dosierungen waren teilweise niedriger als die errechneten Empfehlungen (0,016 x kgKG x IgE Basiswert [IE/ml]) (Abb. 2). Im Anschluss wurde bei den Patienten einmal monatlich vor jeder Anti-IgE-Injektion das Gesamt-IgE im Serum (ADVIA Centaur Sandwich-Immunoassay) als potentieller Verlaufsparameter bestimmt.
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Abb. 2: Dosierungsübersicht Omalizumab
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Ergebnisse
Sechs Monate nach Therapiebeginn mit Anti-IgE war bei 9 von 10 Patienten ein deutlicher Abfall der Gesamt-IgE-Konzentration im Vergleich zum Therapiebeginn nachweisbar.
Die mittlere Konzentration betrug vor Therapiebeginn 1534,0 IU/ml ± 739,9, nach 6 Monaten 547,0 IU/ml ± 324,0 (p < 0.001, Abb. 3). Ein Anstieg des Gesamt-IgE konnte bei keinem Patienten im Verlauf dokumentiert werden. Bei allen Patienten zeigte sich eine sehr gute Verträglichkeit von Omalizumab sowie eine Reduktion der Häufigkeit der Asthmaexazerbationen, der Notfallbehandlungen und der Dosis der inhalativen Glukokortikoide. Alle Kinder und Jugendlichen berichten von einer deutlich gebesserten Lebensqualität.
Tab.1: Asthma-Patienten u. Gesamt-IgE-Konzentration unter Anti-IgE-Therapie
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Abb. 3 Gesamt-IgE vor und 6 Monate
nach Therapiebeginn (n = 9)
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Diskussion
Der in der Literatur beschriebene Anstieg der Gesamt-IgE-Konzentrationen nach Anti-IgE-Gabe konnte nicht bestätigt werden. Die Wertigkeit des Gesamt-IgE im Serum als Verlaufsparameter einer Anti-IgE-Therapie sollte durch kontrollierte Studien zur Sensitivität und Spezifität der jeweiligen Assays untersucht werden. Damit gerade im Kindes- und Jugendalter die angemessene Dosis von Omalizumab appliziert wird, erscheint neben der Klinik die Etablierung eines Laborparameters (freies IgE und/oder Gesamt IgE) zur Steuerung der Therapie dringend erforderlich. Patienten mit einer Omalizumab-Therapie müssen engmaschig ärztlich betreut werden.
Literatur
Steiß JO et al. Reduction of the total IgE level by Omalizumab in children and adolescents, Journal of Asthma 45: 233-236, 2008
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