Atopisches Ekzem / Neurodermitis


 

Übersicht

 

 

 

Literatur

Mayser P, Steiß JO: Neurodermitis / Atopisches Ekzem. In: Lindemann H, Steiß JO (Hrsg.):  Praxis der pädiatrischen Allergologie und Pneumologie. Dustri, München - Orlando 2006, S. 29-39

 

 

Allgemeines

 

Die Neurodermitis ("Atopisches Ekzem") kann die Lebensqualität wesentlich beeinträchtigen. Ziel der Therapie ist es, die Beschwerden so weit zu lindern, dass er möglichst ein normales Leben führen kann. In den letzten Jahrzehnten hat die Prävalenz deutlich zugenommen. Bei Jugendlichen ist die Neurodermitis die häufigste chronische Hauterkrankung.

 

 

Diagnostische Kriterien der Neurodermitis
 
Hauptkriterien
 
  • Ekzem in typischer Morphe und Verteilung
  • Juckreiz
  • Chronischer oder rezidivierender Verlauf
  • Familienanamnese positiv
 
Nebenkriterien
 
  • Xerose
  • Weißer Dermographismus
  • Doppelte Unterlidfalte
  • Seitlich gelichtete Augenbrauen (Hertoghe)
  • Ohrläppchenrhagaden
  • „Leck-Ekzem“
  • IgE-Erhöhung
  • Nahrungsmittelallergie
  • Hand- und Fußekzem
  • Hautinfektionen
 
 
Schwergradeinteilung der atopischen Dermatitis mittels SCORAD-Score
 
 
 
 
 
 
 
 
mild
0-25 Punkte
mäßiggradig
25-50 Punkte
schwer
> 50 Punkte
 
 
 
Grundsätzliches Prozedere bei der Therapie
 
 
Bei milder Ausprägung der Neurodermitis stehen die Basispflege und das Vermeiden von Hautreizen sowie die Allergenkarenz im Vordergrund. 
 

Bei entzündeter Haut versucht man zunächst, mit leicht antiphlogistisch wirkenden Substanzen eine Besserung zu erzielen (Tabelle 2, "Stufentherapie") . Bei starken Hautveränderungen kann jedoch eine Kortisoncreme erforderlich sein. Werden Kortisonmittel der Klasse I (schwach) und Klasse II (mittelstark) vorübergehend angewendet, so ist die häufig geäußerte Kortisonangst unbegründet. Allerdings ist im Gesicht und Genitalbereich Vorsicht angebracht.

Als stark antientzündlich wirkende Substanzen stehen neben Kortisonpräparaten zusätzlich Tacrolimus (Protopic®) und Pimecrolimus (Elidel®) zur Verfügung. Sie sind ab dem Alter von zwei Jahren zugelassen. Anders als Kortisoncremes führen sie nicht zu einer Hautverdünnung, selbst wenn sie über lange Zeit aufgetragern werden müssen. Allerdings muss auf einen guten Sonnenschutz geachtet werden.

 

Stufe 4

Persistierende schwere Ekzeme

wie Stufe 3   +

systemische immunmodulierende Therapie (z.B. Cyclosporin A)

Stufe 3

Moderate Ekzeme

wie Stufe 2   +

topische Glukokortikosteroide der Klasse 2 bis 3 und/oder topische Calcineurininhibitoren (TCl: ab 3. Lebensjahr)

Stufe 2

Leichte Ekzeme

wie Stufe 1   +

antipruriginöse und antiseptische Wirkstoffe, topische Glukokortikosteroide der Klasse 1 bis 2 und/oder topische Calcineurininhibitoren (TCl: ab 3. Lebensjahr)

Stufe 1

trockene Haut

Topische Basistherapie, Hydratation der Haut, Emollentien,

Vermeiden oder Reduzieren von Triggerfaktoren

 

 

 
 
Strategien gegen den Juckreiz:
 
Lokaltherapie
 
  • Schwarzteeumschläge (gute Wirkung druch Kühlung der Haut)
  • Glucokortikoide, Tacrolimus
  • Harnstoff, Rückfettung
  • Polidocanol 3-5 % (Optiderm®)
  • Capsaicin 0,05 %
 
Systemische Behandlung:
 
  • H1-Antihistaminika
  • Mastzellblocker (Ketotifen)
  • Neuroleptika
 
 
Was hilft gegen die bakterielle Infektion?
 
Lokal: Antiseptika!
 
  • Triclosan 1-2 %
  • Clioquinol 0,5-2 %
  • Fusidinsäure
  • Chlorhexidin 0,5-2 %
 
Systemisch: Antibiotika!
 
  • Cephalosporine
  • Oxa-, Cloxa-, Flucloxacillin
  • Clindamycin
  • Amoxycillin/Clavulansäure
  • Makrolide
 
 
Topische Steroide ans topische Ekzem!
 

Substanz
Konzentration
Klasse
Hydrokortison (z.B. Neuroderm akut®)
0,5 %
1,0 %
I
Hydrokortisonbutyrat (z.B. Alfason 0,1 %®)
0,1 %
II
Hydrokortisonbuteprat
0,1 %
II
Methylprednisolonaceponat (z.B. Advantan 0,1 %®)
0,1 %
II
Prednicarbat
0,25 %
II
Mometasonfuroat
0,1 %
III