Rektale PD-Messung

     Potentialdifferenzmessung an der Rektalschleimhaut in vivo

 

D Schüler, W Moerkerk, K Weber, J Wagner, G Hüls, H Lindemann
Universitäts-Kinderklinik, Pädiatrische Pneumologie, Gießen

42. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie
 Jena, 21. bis 24. März 2001 

Abstract Pneumologie 55, Suppl. 1, S77 (2001)

Einführung

     

    • Elektrophysiologische Verfahren werden im Rahmen der Mukoviszidose (CF)-Diagnostik eingesetzt zur Verifizierung der für CF typischen Chlorionentransportstörung und sind bei klinisch verdächtigen Patienten indiziert, bei denen CF mit konventionellen Mitteln nicht bewiesen oder ausgeschlossen werden kann.
    • In vivo ist die Potentialdifferenz(PD)-Messung mittels Superfusion (SF) nur am Nasenepithel etabliert [1]; wird jedoch durch Alterationen (z.B. Rhinitis, Polyposis) beeinträchtigt und ist bei Kindern < 6 J. kooperationsbedingt nicht durchführbar. In vitro ist die Messung an Schleimhautbiopsaten des Rektums etabliert [2].
    •  Ziel dieser Studie war es zu klären, ob die PD-Messung an der Rektalschleimhaut auch in vivo möglich ist und zwischen einem gestörten bzw. regelrechten Chloridtransport unterscheidet.

       

       

Methodik

 

Es wurden rektale Messungen der basalen PD sowie der PD nach Superfusion von Amilorid (in chloridhaltiger Lsg.) und Beta-2-Mimetikum (in chloridfreier Amiloridlösung) bei 10 CF-Patienten im Alter von 4 Wochen bis 3 Jahren (sonstige Diagnostik: positiver Schweisstest bzw. positive Genanalyse mittels OLA-Kit, Nachweis einer exokrinen Pankreasinsuffizienz) und 51 Nicht-CF-Probanden im Alter von 4 Wochen bis 61 Jahren durchgeführt.

 

 

 

Abbildung 1: Charakteristische Registrierungen der rektalen Potentialdifferenz während Superfusionsmessungen bei einem Nicht-CF-Probanden und bei einem CF-Patienten: Nach Bestimmung der basalen PD erfolgt zunächst die Hemmung der Na+-Reabsorption in die Zelle durch Superfusion mit dem Na+-Kanalblocker Amilorid, was zu einem Absinken (Positivierung) der Potentialdifferenz führt. Anschließend wird die Cl--Leitfähigkeit des Epithels überprüft: Die Stimulation der cAMP-gesteuerten Cl--Sekretion führt bei Nicht-CF zu einem Wiederanstieg der Lumen-negativen PD (³ 50% nach SF mit einem Beta-2-Mimetikum; blaue Kurve). Bei CF-Patienten bleibt dieser Effekt typischerweise aus (rote Kurve).


 

 

Vorbedingung

 

Voraussetzung für rektale Messungen war eine abgeführte Rektumampulle, eine nicht entzündete Rektalschleimhaut (klinisch/endoskopisch) und -sofern notwendig - eine milde Sedierung.


 

 

Ergebnisse

 

Die rektalen PD-Basalwerte von Nicht-CF-Probanden und CF-Patienten unterschieden sich statistisch nicht.

Die Reaktion der rektalen PD auf Beta-2-Mimetikum war sowohl bezüglich der absoluten Werte als auch hinsichtlich des prozentualen Wiederanstieges bei CF-Patienten signifikant geringer als bei Nicht-CF-Probanden (Tabelle 1).

 



Tabelle 1 : Reaktion der rektalen PD auf Superfusion mit einem Beta-2-Mimetikum (Salbutamol in chloridfreier Amiloridlösung)

 

 

Nicht-CF-Probanden

CF-Patienten

 

Delta PD
(mV)

Delta
PD(%)

Delta PD
(mV)

Delta PD
(%)

Fälle

51

51

10

10

Mittelwert

15,4

102,2

-1,3

-6,4

Standabw

6,7

50,6

4,2

16,6

Median

15,0

90,0

0,0

0,0

Minimum

4,0

50,0

-8,0

-37,5

Maximum

29,0

300,0

5,0

15,6

 

 

 

p < 0,0001

p < 0,0001

Delta PD (mV) bzw. Delta PD(%) = Veränderung der Potentialdifferenz (absolut bzw. prozentual)

 

 

 

Mit der rektalen transepithelialen Potentialdifferenzmessung war eine saubere Trennung zwischen einer Chlorionentransportstörung bei CF bzw. einer regulären Chloridsekretion bei Nicht-CF ( ³ 50% Wiederanstieg der PD nach Superfusion eines Beta-2-Mimetikums) ohne Überlappungsbereich zu beobachten (Abbildung 2).

 

 

 

Abbildung 2: Rektale Potentialdifferenzmessungen: Deutliche Trennung zwischen Nicht-CF-Probanden und CF-Patienten

 

 

Fazit

 

 

Die transepitheliale Potentialdifferenz ist rektal messbar und unterscheidet eindeutig zwischen einer Chlorionentransportstörung bei CF und einer regelrechten Chloridsekretion bei Nicht-CF.

 

 

 

 

Literatur

    Knowles MR, Paradiso AM, Boucher RC (1995) Hum Gene Ther 6:445-55

    Veeze HJ, Halley DJJ, Bijman J, De Jongste JC, De Jonge HR, Sinaasapel M (1994) J Clin Invest 93:461-6