Klinischer Effekt eines systemisch applizierten Weissdorn-Extrakts
(WS â1442) bei CF-Patienten: Erste Beobachtungen
K. Weber, A. Simon, B. Jödicke, Ch. Barth, D. Schüler, J. Pabst, P. Bittner-Dersch, Ch. Geidel, P. Reineck, C. Fegbeutel, R. Schulz, H. Lindemann
CF-Zentrum, Med. Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin Giessen
27. Jahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie, 31.03.05 - 02.04.05 Hannover
Abstract : Atemw.-Lungenkrkh. 31: 145 (2005)
Einführung
Methodik
Bei insgesamt 35 CF-Patienten (Alter: 2 - 39 J.)wurde – wo möglich - ein Ernährungsprotokoll über 3 Tage geführt, eine Stuhlanalyse bzgl. Pankreaselastase sowie prozentualen Fettanteils mittels Nahinfrarotspektroskopie (NIRA) vorgenommen und anthropometrische Daten erhoben. Ferner wurde die nasale Potenzialdifferenzmessung (PD) vor und unter Superfusion von Amilorid, chloridfreier Lösung und Beta-Mimetikum bestimmt. Danach wurde für mindestens 3 Monate ein zugelassenes Weissdorn-Präparat WS â 1442 der Fa. Schwabe GmbH & Co. KG, Karlsruhe) oral verabreicht (Crataegutt â 80 mg, Crataegutt â novo 450; Dosierung: <10 J. bis 450mg/d, >10 J. bis 900 mg/d). Anschließend wurden die Messungen wiederholt und ein Beschwerdeprotokoll ausgewertet. Die Studie erfolgte mit Genehmigung der Ethikkommission der Universität Giessen.
Ergebnisse
Durch oral appliziertes Flavonoid war bei 10 von 25 CF-Patienten (40 %) unter Salbutamol-Superfusion eine Änderung der nasalen PD um > +20 % nachzuweisen (p < 0,03). Bei 7 von 30 Patienten (23,3 %) konnten die Lipase-Substitution pro g Nahrungsfett um > 25 % reduziert werden, ohne dass der Stuhlfettanteil sich erhöhte. Die Elastase-Werte blieben mit Ausnahme eines 2jährigen Patienten, bei dem sich eine persistierende Restfunktion dokumentieren ließ, unverändert unter der Nachweisgrenze (< 15 mg/g Stuhl). Bei 13 von 26 Patienten (50,0 %) war die Stuhlkonsistenz deutlich verbessert. Eine zum Teil eklatante Verbesserung der Gewichtszunahme (Anstieg des LSG um ³ 5 % bzw. des BMI um ³ 1) imponierte bei 9 von 26 Patienten (34,6 %). Bei 3 Patienten konnte die bis dahin notwendige hochkalorische Zusatzkost abgesetzt werden. Bei 15 von 31 Patienten (48,4 %) war die Geruchsbelästigung spürbar vermindert, so dass die unmittelbare Umgebung in der Familie bzw. Wohngemeinschaft dies positiv vermerkte. Eine spürbare Verringerung abdomineller Beschwerden wurde von 9 Patienten (45 %) angegeben.
Tab.1 Besserung unter systemischer Flavonoidtherapie auf Basis objektiver und subjektiver Daten (in %-Anteil bezogen auf das jeweilige Kollektiv)
Senkung der Lipase Substitution >25%
(bei gleich bleibendem Stuhlfettanteil <7,0%) |
23,3% |
Gewichtszunahme (BMI >1 bzw. LSG > 5%) |
34,6%
|
Verringerung abdomineller Beschwerden |
45,0% |
Stuhlkonsistenz verbessert |
50,0% |
Verringerung der Geruchsbelästigung |
48,4% |
Fazit
Orale Flavonoide können bei einem Teil der CF-Patienten den Chloridtransport über die CFTR-abhängigen Chloridkanäle systemisch beeinflussen. Erste Beobachtungen legen nahe, dass bei Ihnen auch ein verbessertes Allgemeinbefinden, vor allem aufgrund einer Reduzierung gastrointestinaler Beschwerden zu beobachten ist, wobei die Pankreasinsuffizienz nicht beeinflusst zu werden scheint. Ursache ist möglicherweise eine Verbesserung des Na+- und Natriumbikarbonat-Transports in der intestinalen Mucosa sowie eine antiinflammatorische Wirkung [2]. Die Hoffnungen gehen dahin, dass auch der Respirationstrakt und andere Organe davon profitieren, sofern nicht schon irreversible Schäden vorliegen.
Literatur
[1] Schüler et al. In: Lindemann, H.: Update Pädiatrische Pneumologie. Dustri, München-Deisenhofen 2005 123-125
[2] Seidler et al. J. Pancreas (Online) 2001; 2
(4 Suppl): 247-256
Message
Unter Therapie mit oralen Flavonoiden waren bei fast 50% der untersuchten CF-Patienten abdominelle Beschwerden vemindert.
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