Krupp


(s. auch Laien-Informationen)

 

 

Definition

 

 Unter Krupp versteht man akute Erkrankungen des Respirationstraktes mit den Leitsymptomen Husten und inspiratorischer Stridor. Vorzugsweise sind Larynx und Trachea betroffen. Die Bronchialschleimhaut kann ins Krankheitsgeschehen einbezogen sein. Die umfassende Bezeichnung stenosierende "Laryngo-Tracheobronchitis" kennzeichnet daher die Situation am besten. Vor allem von Laien wird noch die Bezeichnung "Pseudokrupp" verwendet. Die Abgrenzung eines "falschen" (Pseudo-) von einem "echten" (durch Diphtherie verursachten) Krupp ist jedoch nicht mehr zeitgemäß.

Bei persistierendem oder rezidivierendem Krupp sind eingehende differentialdiagnostische Überlegungen anzustellen (Tab. 1).
 

 

Tabelle 1: Krupp (früher "Pseudokrupp") und Differentialdiagnosen
"Infekt-Krupp"  Differentialdiagnosen
Präzise Bezeichnung: 
Stenosierende Laryngo-Tracheo- 

Bronchitis (LTB)
 

- Krupp bei identifizierter
  Ursache (oft Parainfluenza):
 
Mononukleose, Masern,
  Grippe;
 
Diphtherie etc.
  (ohne/mit Komplikationen)

- "spasmodic" croup
  (plötzlich auftretend) =
   spasmodischer Krupp,
   rezidivierender Krupp
   (Allergie ? Unspezif. Reiz ?
   Infekte ? gastro-ösophagealer
   Reflux ?)
    

  • Supraglottische Laryngitis
      (Sonderform: Epiglottitis
       phlegmonosa/acutissima)


     
  • Fremdkörper in Larynx, Trachea, Ösophaguseingang 
  • (Obstruierende) Tonsillitis bzw. Tonsillenhyperplasie,
    Retropharyngeal-, Peritonsillarabszess 
  • Glottisödem 
  • Insektenstich 
  • Verätzung, Verbrühung 
  • Laryngospasmus bei Rachitis bzw. im Rahmen einer Hyperventilation oder laryngealen Dysfunktion 
  • Milde Anomalien von Larynx oder Trachea, die erst im Rahmen entzündlicher Veränderungen eine Symptomatik verursachen 
  • Tumor (Papillom, Hämangiom etc.) 
  • Extubationsstridor 
  • Pertussis 
  • Asthma bronchiale 

 

 

Die akute phlegmonöse Epiglottitis ist eine massive, akut auftretende Schwellung des Kehldeckels. Sie wird meist durch Haemophilus influenzae Typ B (HIB) hervorgerufen und ist infolge der HIB-Impfung selten geworden.
Symptome: Für eine akute Epiglottitis spricht ein ausgeprägter inspiratorischer Stridor und Speichelfluß im Zusammenhang mit hohem Fieber und reduziertem AZ (Weiteres s. Tab. 2).

 

 

Tabelle 2:    Klinische Differenzierung zwischen Krupp und Epiglottitis phlegmonosa (acutissima)

 
"Infekt-Krupp" 
Phlegmonöse Epiglottitis
AZ

Fieber

- Gut

- Kein bis mäßig

- Stark beeinträchtigt

- hoch

klinischer   Verlauf - oft allmählich beginnend,
nach Rhinitis, Rhinopharyngitis
- rasch progredient,
häufig ohne Vorboten
 Phonation  bzw.
Atemgeräusch
- Heiserkeit, evtl. Aphonie,
bellender Husten, Stridor
 - kloßige Sprache, klare Stimme, "Karcheln" (inspirator. Stridor + exspir. Röcheln)
Sekretbildung - mäßig - starker Speichelfluß
("Hypersalivation")
 Brechreiz  - selten - häufig

Schluckschmerz

- fehlend bis mäßig - ausgeprägt, u.U. bis
in die Ohren ziehend

  Therapieerfolg

 - rascher Effekt feucht-kühler Luft bzw. inhalierter vasokonstriktiver Substanzen
(Adrenalin, hochdosierte inhalierte Corticosteroide)

- nicht durch direkte
abschwellende Maßnahmen

 

 

 

Pathomechanismus des infektbedingten Krupp:

 

Der Stenosierungsprozeß in Larynx und Trachea (ggf. auch im Bronchialbereich) basiert vor allem auf einer Rötung und Schwellung, in Einzelfällen auch auf Membran- und Borkenbildung als Folge einer fibrinösen Exsudation.

 


Bewertung des Schweregrades bei Krupp
:


- Schweregrad I: bellender Husten, Heiserkeit, leiser Stridor bei Erregung

- Schweregrad II: Ruhestridor, beginnende Dyspnoe, leichte juguläre Einziehungen

 - Schweregrad III: Dyspnoe in Ruhe, ausgeprägte thorakale Einzeihungen, Blässe, Tachykardie > 160/Min.

 - Schweregrad IV: hochgradige Dyspnoe mit zunehmender Ateminsuffizienz, Zyanose, Erstickungsgefahr, Bradykardie und Somnolenz

 

 

Therapie:

Vor allem bei ausgeprägtem Ödem reicht die Zufuhr feucht-kühler Luft (geringer Effekt), ggf. auch eines systemisch applizierten Kortikosteroids (Wirkungslatenz !) nicht aus, die resultierende Atemwegsobstruktion zu dämpfen. Unter diesen Umständen ist es sinnvoll, zusätzlich zur sonstigen Therapie ein Adrenalin-Präparat inhalativ zu applizieren. Dabei ist darauf zu achten, daß eine Herzfrequenz von 180 Schlägen/ Minute nicht überschritten werden sollte (Tab. 3). 

 


 

Tabelle 3: Therapie bei ausgeprägtem Krupp ("Pseudokrupp"): Ruhestridor, beginnende Dyspnoe, leichte thorakale Einziehungen 
  • Beruhigung des Patienten und der Angehörigen, ggf. leichte Sedierung; 
  • Zufuhr feucht-kühler Luft; 
  • evtl. Dexamethason, neuerdings als Saft verfügbar (INFECTODEXAKRUPP® 2mg/5ml Saft) Prednis(ol)on oral 1 - 2 mg/kg; rektal 100 mg (cave: Varizellen-Inkubation); 
  • bei ausbleibender Besserung: möglichst bald Sauerstoff-Gabe; 
  • Adrenalin in Form von Suprarenin®-Lösung 1:1000 (1 ml + 1 ml 0.9 % NaCl) über Düsenvernebler bzw. INFECTOKRUPP® Inhal, notfalls Suprarenin®-Lösung subkutan 0.1 bis 0.3 ml; (Herzfrequenz bis 180/Minute tolerabel); bei zu kurzer oder unzureichender Wirkung: evtl. zusätzlich hochdosiert inhalatives Budesonid (Pulmicort®- Suspension: z.B. 2 mal  1000 µg/2ml bzw. 4 ml  500 µg/2ml), insbesondere bei Verdacht auf Windpockeninkubation;
  • bei hohem Fieber u. progredientem Krankheitsverlauf (Verdacht auf Epiglottitis phlegmonosa): zusätzlich antibiotische Behandlung mit einem Beta-Laktamase-stabilen Antibiotikum. 

 
 

Bei rascher Progredienz: stationäre Einweisung; Transport im Sitzen unter ärztlicher Aufsicht, u.U. Sauerstoffgabe, Atemspende bzw. Intubation etc. 

 

 

Prozedere bei Verdacht auf eine akute Epiglottitis:


vor jeglicher Intervention (einschl. Blutentnahmen) erst Racheninspektion in Intubationsbereitschaft, bis dahin nur pulsoximetrische Überwachung (keine Blutgasanalyse). Ist die Diagnose gesichert, wird das Kind intubiert, dann erst weitere Diagnostik wie Blutkulturen, Blutgasanalyse, Bestimmung der Entzündungsparameter (Blutbild mit Differenzierung, BSG, ggf. CRP).

 

 

  • s. auch unter Krupp
    von Reiss I., Steiß J.O., Lindemann H.:  In: Lindemann H., Steiß J.O. (Hrsg.): Praxis der pädiatrischen Allergologie und Pneumologie. Dustri, München - Orlando 2006, S. 117-122


  • Link: Leitlinien für Ärzte
    www.awmf-online.de/  [> Gesamt-Index > Pädiatrische Pneumologie > "Stenosierende Laryngotracheitis (Krupp) und Epiglottitis" 026/006]