Asthma-Schulung: Ambulante Einzelschulung
(s. auch unter Forschung)
Ziel:
Verbesserung des Therapie-Erfolgs durch Verhaltensänderung, herbeigeführt durch gezielte Informationen, Nutzung emotionaler Anreize sowie durch Anleitung zum Selbstmanagement
Vorgehen im Detail:
1. Information und Motivation der Patienten (altersentsprechend) und der Angehörigen
(entsprechend ihrem Auffassungsvermögen und Bedürfnis)
2. Fortsetzung durch Training zu Hause (z.B. Inhalationstechnik mit Strohhalm, Mundharmonika, "Heuler")
3. "Nachschulung" bei jeder Wiedervorstellung entsprechend den festgestellten Lücken
4. Vertiefung durch mitgegebene Merkblätter u.a. Material (s. unter Laieninformationen)
5. Abschätzung der Schnittstelle zur ambulanten/stationären Gruppenschulung
Die nachfolgend aufgeführten Module werden individuell je nach festgestellten Defiziten, Kenntnisstand, Aufnahmefähigkeit, Alter, Kooperationsmöglichkeit sowie Interesse eingesetzt und ggf. modifiziert.
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Dauer der 1. Einzelschulung: ca. 30 min
Dauer der Nachschulung: 5 - 15 min, je nach Defizit
A. Module
Modul 1: Häufigkeit von Asthma u.a. allergischen Krankheiten ;
Kommentar: Es gibt viele Mitbetroffene, die Familie steht nicht allein.
Hinweis auf Selbsthilfegruppen !
Modul 2: Was versteht man unter Asthma (Definition) – Merkblatt
Modul 3: Wo spielt sich Asthma ab ?
Modul 4: Bronchialbaum mit feinsten Verästelungen.
Kommentare:
1. Obstruktionsmechanismen in den kleinen Bronchien besonders problematisch für die Atmung (zusammen mit Modul 5, Pathomechanismen)
2. Grenzen der Erfassung einer Obstruktion mit dem Stethoskop aufgrund der laminaren Strömung (von 6. bis 8. Bronchialgeneration an), d.h. - je nach Alter sind ca. 75 bis 50 % der Bronchien mittels Auskultation nicht ausreichend zu beurteilen (zusammen mit Modul 7.3, Lungenfunktion)
3. Tiefe Inspiration ist nötig, damit die Medikamente in die Lunge gelangen (zusammen mit Modul "Inhalation")
Modul 5: Pathomechanismen, 3-Schichten-Modell sowie Merkblatt, S.1, einschl. Hinweis auf mögliche Entwicklung einer subepithelialen Fibrosierung )
Modul 6: Asthma-Auslöser (mit besonderem Hinweis auf Rolle und Häufigkeit der Infekte im frühen Kindesalter auch bei gesicherter allergischer Disposition)
Modul 7: Asthma-Diagnostik
Mod. 7.1: "Schwachzeichen", Minor-Zeichen der Atopie (u.a. Unterlidfalte, trockene rissige Haut, weißer Dermographismus), Familienanamnese (s. Checkliste)
Mod. 7.2: klinischer Befund der Lunge - Checkliste
Mod. 7.3: Demonstration anhand des Lungenfunktionsbefundes des einzelnen Patienten ( Lungenfunktion)
Mod. 7.4: Allergie-Diagnostik: Hauttest, spezif. IgE etc.
Modul 8: Nicht-medikamentöse Therapie
(Sanierungsmassnahmen;
bei Atembeschwerden: atemerleichternde Körperstellungen, " Lippenbremse", " vorderer Packegriff")
Modul 9: Medikamentöse Therapie
ausgehend von den Pathomechanismen unter Berücksichtigung des Schweregrades
(nochmaliger Hinweis auf die chronische Entzündung !)
Modul 9.1: Atemwegserweiternde Medikamente ( Merkblatt, S. 2)
Modul 9.2: Antiallergische Medikamente ( Merkblatt, S. 2 )
Modul 9.3: Antientzündliche Medikamente ( Merkblatt, S. 2 ) mit Hinweis auf
Unterschiede hinsichtlich der Nebenwirkungen
zwischen Inhalation und systemischer Verabreichung,
besonders im Hinblick auf Kortisonpräparate
(Dosisverhältnis 1: 1.000 !).
Ggf. Wirkungsprinzip und Grenzen der Antileukotriene !
Modul 9.4: Möglichkeiten der inhalativen Verabreichung, Training u. Testung
mit Mundharmonika, "Heuler", Strohhalm, TRIFLO-Gerät, "in-check",
Turbuhaler® Usage Trainer etc. je nach Verfügbarkeit;
häusliches Training und Überprüfung mit Mundharmonika, "Heuler" u.ä.
Vernebler: Technik und Wartung
Kommentar: bei Säuglingen durch Lecks, Nasenatmung, Totraume und Dauerverneblung hohe Medikamentenverluste.
Resultat: geringe bronchiale Deposition (ausreichend hohe Dosierung, bes. bei lokalen Kortikosteroiden nötig)
DA mit Spacer : keine Koordinationsprobleme
DA mit (nach oben offener) Inhalationshilfe:
gute Selbstkontrolle der Koordination
DA über Autohaler:
einfache Koordination (bei Kortison erfordert die Kontamination der Mundhöhle ein sehr gründliches Ausspülen des Mundes)
DA ohne Hilfsmittel:
schwierige Koordination zwischen Auslösung des Ventils und Einatmung
Pulver-Applikatoren
(Voraussetzung: inspiratorischer Flow > 30 l/min )
- Aerolizer (Pulverkapsel): Hinweis auf akustische Kontrollmöglichkeit;
- Turbohaler: Vorteil des feinen Pulvers, geringer Materialaufwand;
- Diskhaler: Nachteil relativ großen Anteils an Trägerpulver (Laktose), Umweltbelastung durch Diskus-Entsorgung;
- Easyhaler:Nachteil relativ großen Anteils an Trägerpulver(Laktose)
-MAGhaler : Vorteil: Pulver wird unmittelbar vor Applikation generiert; ein atenzuggesteuertes Gerät steht kurz vor der Zulassung:
- Novolizer :Vorteil des feinen Pulvers, geringer Materialaufwand; besonders vorteilhaft:
gute Selbstkontrolle
Grenzen für die Inhalation: bei ausgeprägten
ventilatorischen Verteilungsstörungen bzw. starker Obstruktion.
Unter diesen Umständen muß auf die systemische Applikation
zurückgegriffen werden.
Mod. 9.5: Hyposensibilisierung ( Asthma-Merkblatt, S. 2 , s. auch
Abbildung 1 u. Abb. 2 )
Mod. 9.6: Antiallergische Medikamente ( Asthma-Merkblatt, S. 2 )
Mod. 9.7: Bedarfsmedikation (Rezept); Verhalten bei Atemnot;
schriftliche Information zur selbständigen Erstmedikation;
Hinweis, dass anschließend baldmöglichst ein Arzt konsultiert werden soll .
Mod. 10: Peak-Flow-Protokoll und Beschwerden-Kalender zur Verlaufsbeobachtung
bei schlechter Patienten-Compliance
Mod. 11: Beendigung der Behandlung ( Asthma-Merkblatt, S.2 )
Mod. 12: Weiterführende Diagnostik bei unbefriedigendem Therapie-Erfolg trotz adäquater Behandlung und guter Patienten-Compliance
Mod. 13: Asthma und Sport (Merkblatt)
Mod. 14: Asthma und Beruf (Merkblatt)
Mod. 15: Prognose (Asthma-Merkblatt, S.2 )
B. Aushändigung von Merkblätternje nach Bedarf:
- Asthma bei Kindern (allgemeine Information)
- Sanierungsmaßnahmen
- Wartung und Anwendung eines Inhalationsgerätes / Spacers
- Asthma und Sport etc.
C.Auffrischung der Module bei Wiedervorstellung
je nach festgestellten Lücken (s. Checkliste ),
- insbesondere bei Inhalationstechnik,
- Gabe von Kortison
- regelmäßige Verabreichung von Medikamenten
- unterlassene Sanierungsmaßnahmen
D.Asthma-Quiz zur Selbstkontrolle
Geplante Ausbildung von Ärzten und nicht-ärztlichem Schulungspersonal (individuell)
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1 Woche Hospitieren bei ca. 50 Patienten;
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Einführung in Pathomechanismen, Diagnostik und Therapie des Asthma bronchiale bei Kindern und Jugendlichen;
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Aushändigung von Informationsmaterial;
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Einführung in Lungenfunktionsdiagnostik, Hauttestung, Inhalationstechnik;
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Abschlusskolloquium mit Zertifizierung
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alle 3 Jahre 1 Tag Hospitation zur Aktualisierung der Kenntnisse
s. auch
Zur Effizienz der Nachschulung bei Asthma
Steiß J.O., Schudt J., Landmann, E., Lindemann H.: In: Lindemann H., Steiß J.O. (Hrsg.): Praxis der pädiatrischen Allergologie und Pneumologie. Dustri, München - Orlando 2006, S. 91-101
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